Antrag für den Rat am 15. März 2019
Der Rat möge beschließen:
Die Verwaltung wird beauftragt das Innenstadtleitbild „Leitbild 2020: Göttingen stellt sich der Zukunft“ aus dem Jahre 2011 entsprechend des 2015 beschlossenen Klimaplan Verkehrsentwicklung zu aktualisieren und dabei die Ziele des Klimaplan des Verkehrsentwicklung zu integrieren (Schwerpunkt ist hierfür das Kapital 3.2).
Zu berücksichtigende Bausteine:
1. Mobilität in die Innenstadt: Parkraummanagement als attraktives Angebot, das nutzer*innenfreundlich zum Umstieg führt durch
+ ein differenziertes gesamtstädtisches Parkraummanagement-Konzept als wesentliches Steuerungs-instrument des (Innenstadt-)verkehrs. Dabei ist die Relation Parkkosten/Buspreisen zu überprüfen.
+ Angebote dezentralen Parkens am Cityrandbereich mit attraktiver ÖPNV- oder Mietfahrrad-Anbindung in die Innenstadt (Park and Ride / Park and Bike).
2. Angebotsverbesserungen beim Umweltverbund, die ÖPNV, E-Auto- und Fahrradnutzung attraktiver gestalten, durch
+ die Entwicklung von ÖPNV-Aktionen mit verbesserten Konditionen an bestimmten Tagen, besonderen Zeiten und zu bestimmten Anlässen sowie durch Einkaufsprämien
+ eine vergünstigte Tarifstruktur in Parkhäusern für Elektroautos
+ Erweiterung und qualitative Verbesserung der Fahrradabstellanlagen (inkl. Lastenräder), auch an Mobilitätsstationen (überdacht, abschließbar)
3. Strukturierung des Verkehrsraums für mehr Aufenthaltsqualität
+ durch die Aufwertung der Toreingänge der City
+ durch die konkrete Ausweisung von potentiellen Shared-Space-Bereichen (ggfls. Anmeldung von StVO- Modellversuchen)
+ durch eine Erweiterung der Fußgängerzone
+ durch die Umsetzung einer technischen Lösung (sog. Poller-Lösung) zur kontrollierbaren Durchset-zung der innenstädtischen verkehrsrechtlichen Regelungen
4. Attraktives Wohnen durch reduzierte Emissionen und weniger MIV
+ durch verbesserte Abstellanlagen für Fahrräder und E-bikes sowie dafür erforderliche Lademöglichkeiten für die Bewohner*innen der Innenstadt
+ Mehr Grün im öffentlichen Raum
5. Emissionsfreie Stadt- und City- Logistik
+ Implementierung der Arbeitsergebnisse des einzurichtenden Arbeitskreis Citylogistik
Um die Ziele durchzusetzen und weitere Ideen zu entwickeln, wird angeregt ProCity einzubeziehen und alle Ziele vor dem Hintergrund der Stützung für den Einzelhandel zu diskutieren.
Begründung:
Die autofreie City ist eine Utopie, die so alt ist wie es Autos in Städten gibt. Aus Erfahrung haben wir gelernt: Auto-verkehr in der Innenstadt ist eine Belastung für Handel und Aufenthaltsqualität. Diese Erkenntnis führte in den 80er Jahren zur heutigen Fußgängerzone I – der weitestgehend autofreien Weender Straße – und muss auch jetzt unser Handeln bestimmen. Wir stehen vor der aktuellen Herausforderung, den Klimaschutz im Straßenverkehr weiter aktiv voranzubringen und gleichzeitig darauf zu achten, dass wir den Einzelhandel nicht noch mehr belasten als er es ohnehin schon durch den boomenden Online-Handel ist. Nur mit einer deutlich erlebbar höheren Aufenthaltsqualität insbesondere in den Seitenstraßen, wird es uns gelingen der Konkurrenz des Online- Handels etwas Wirkungsvolles entgegenzusetzen.
Dennoch muss es eine Phase des Übergangs geben. Logistik und Kundenströme können nicht von heute auf mor-gen verändert werden, Menschen und Handel benötigen Vorlauf, um Ideen zu entwickeln und sich an neue Ideen zu gewöhnen. Neue Ideen, die als Angebot wahrgenommen werden und somit zum Umstieg motivieren werden von den Bewohnern und vom Handel als Chance erkannt wird. Zum einen, weil er eine bessere Lebensqualität verspricht, zum anderen, weil er neue Vorteile eröffnet.
Wir haben uns mit dem Beschluss zum „limaplan Verkehrsentwicklung“ 2015 verpflichtet, bis 2025 40% CO2-Emissionen im Straßenverkehr zu reduzieren, was einer Minderung der in der Stadt gefahrenen Autokilometer von etwa 30% gleichkommt. Dementsprechend muss das Innenstadtleitbild 2011 aktualisiert werden, das noch von einer Gleichberechtigung der unterschiedlichen Verkehrsarten ausging (vgl. S. 48).