Gemeinsamer Antrag der FDP-, CDU-, SPD-, und GöLinke-Ratsfraktionen der PARTEI-und Volt-Ratsgruppe sowie des Rh. Dr. Welter-Schultes betr. „Appell an die Landesregierung – Quereinstieg in den Erzieherberuf vereinfachen“

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Appell an die Landesregierung – Quereinstieg in den Erzieherberuf vereinfachen
Der Rat möge beschließen:


Die Fraktionen und Gruppen des Rats der Stadt Göttingen fordern die Niedersächsische Landesregierung auf, den Weg für Quereinsteigerinnen in den Beruf der Erzieherinnen zu vereinfachen.
Wir bitten Frau Oberbürgermeisterin Broistedt darum, diese Aufforderung an die Landesregierung weiterzuleiten.

Begründung:
Das Problem des Fachkräftemangels in Kindertagesstätten wird in Göttingen vielseitig besprochen. Trotz Bemühungen konnten die Probleme nicht gelöst werden, sondern wachsen weiter an. Statt von qualitativer, frühkindlicher Bildung sind die Kindergärten vom Personalmangel geprägt. Ohne signifikante Änderungen müssen Betreuungszeiten in Göttinger KiTas eingeschränkt und Gruppengrößen weiter erhöht werden, um ausreichend Kindergartenplätze anbieten zu können. Diese zunehmende Belastung der Erzieherinnen wird verbunden mit immer umfangreicheren Aufgaben.

Fehlende deutsche Sprachkenntnisse sollen im Kindergarten ausgeglichen werden, ohne die Muttersprache zu vernachlässigen. Beurteilungsbögen müssen für regelmäßige Elterngespräche angefertigt werden. Grundschulen müssen auf ihre neuen Schülerinnen vorbereitet werden, während die werdenden Schulkinder auf die Schule vorbereitet werden müssen. Die Bedingungen in den Kitas müssen die Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsauftrags ermöglichen. Die Aufsichtspflicht darf niemals vernachlässigt werden. Erzieherinnen müssen mit den Bedürfnissen und Emotionen der Kleinsten jeden Tag umgehen und auf diese flexibel reagieren. Bei dem aktuellen Mangel ist ihnen dies nicht entsprechend der gesetzlichen und noch weniger entsprechend der persönlichen Ansprüche möglich, das wird uns immer wieder im Jugendhilfeausschuss mitgeteilt. Gleichzeitig bemüht sich die Stadt Göttingen durch neue Ausbildungskonzepte und bessere Ausbildungsvergütung mehr Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Die Landesgesetze erschweren dies erheblich. Rein rechnerisch ist außerdem auch klar, dass in der Stadt Göttingen nicht genug Menschen ausgebildet werden können, um das eklatante Erzieherinnen-Defizit landesweit kurzfristig zu reduzieren.


Niedersachsen gilt bundesweit als eines der Bundesländer, welche die höchsten Standards für den Quereinstieg in die Erzieherinnentätigkeit voraussetzen. Um den Mangel an Personal in unseren Kindertagesstätten lösen zu können, müssen die Voraussetzungen so gestaltet werden, dass mehr interessierten Menschen der Weg in den Beruf geebnet wird. Die pädagogischen Fachkräfte müssen dringend entlastet werden, damit wir nicht in eine noch schwierigere Situation rutschen. Damit Erzieherinnen in unserer Stadt wieder die Möglichkeit gegeben wird, qualitativ und im vollen Leistungsumfang zu arbeiten, fordern wir die Landesregierung auf, flexiblere Möglichkeiten zum Quereinstieg zu schaffen und mit angemessener Bezahlung, Fortbildung und Ausbildungsmöglichkeiten Interessent*innen zu werben.