Stillfreundliche Orte für Göttingen

Antrag für den Ausschuss Soziales, Integration, Gesundheit und Wohnungsbau am 11. Dezember 2017

Der Rat möge beschließen:

Die Stadt Göttingen vergibt die Auszeichnung „Stillfreundlicher Ort“.

Die Stadtverwaltung wird gebeten, sich dafür einzusetzen, dass stillfreundliche Orten in Göttingen zum Beispiel durch Sticker im Eingangsbereich kenntlich gemacht werden.

Die Verwaltung wird aufgefordert eine Karte zu erstellen, die sowohl analog, sowie auch digital zur Verfügung gestellt wird. Die Karte enthält stillfreundliche Orte, sowie Orte mit einem Wickeltisch. Als Vorbild kann hierzu der „Lageplan zur Barrierefreiheit“ der Universität Göttingen dienen.

Stillfreundliche Orte müssen folgende Kriterien erfüllen:

  • eine von Blicken geschützte Sitzmöglichkeit zum Stillen
  • Unterstützung bzw. Schutz bei unhöflichem Verhalten Dritter
  • keine Verzehrpflicht
  • kostenloses Getränk z.B. Leitungswasser für die Stillende
  • Möglichkeit zum Wickeln 

Begründung:

Stillen ist praktisch, kein Fläschchen wärmen, keinen Babybrei anrühren – stillende Mütter haben immer alles dabei, in der richtigen Temperatur. Aber nicht immer passt die Umgebung, wenn man unterwegs ist. Stillen in der Öffentlichkeit ist immer noch ein Tabu-Thema.

Göttingen ist stolz auf seine Familienfreundlichkeit. Hierzu gehört auch eine Innenstadt, in der Familien sich gerne aufhalten, einkaufen oder einfach die täglichen Besorgungen erledigen. Insbesondere junge Familien haben viele neue Bedürfnisse – Babykleidung, Spielzeug und Windeln müssen besorgt sowie verschiedene Einrichtungen und Behörden aufgesucht werden.

Doch für noch stillenden Mütter mit Baby ist dies oftmals gar nicht so einfach. Mit einem hungrigen, schreienden Baby einen ruhigen Ort zu finden ist zumeist mehr als beschwerlich. Wer je ein hungriges Kind hatte, weiß wie wenig Zeit bleibt noch einen ruhigen Ort zu finden.Je länger die Suche dauert, desto mehr schreit das Kind, desto schwerer fällt letztendlich das Stillen. Zu warten und das Kind schreien zu lassen ist nicht nur anstrengend, sondern auch ungesund für Mutter und Kind. Will sie sich dann letztendlich in ein Café zurückziehen, muss sie etwas verzehren und erntet dann teilweise auch noch negative Blicke. Dass alles bedeutet unnötigen Stress für Mutter und Kind.

Stillen ist natürlich und sollte in unserer Gesellschaft etwas Selbstverständliches sein, statt aus der Öffentlichkeit verbannt zu werden. Gerade für junge Mütter ist es aber auch noch ein Lernprozess. Sie benötigen Ruhe und eine entspannte Umgebung in der sie Schutz suchen können.

Mit der Schaffung von Stillfreundlichen Orten wird unterstrichen, wie modern, emanzipiert und familienfreundlich Göttingen ist. Familien wird der Weg in die Stadt erleichtert, vor allem aber wird auch die Selbständigkeit von Müttern unterstützt. Sie können Cafés aufsuchen, Essen gehen und etwas einfacher und stressfreier am normalen städtischen Leben teilhaben.

Seit vielen Jahren fordern Organisationen wie WHO und die Still-Initiative La Leche Liga bessere Bedingungen für stillende Mütter im öffentlichen Raum und in der Berufswelt.

Ausgezeichnet werden können Institutionen, Behörden, Cafés/Restaurants und Geschäfte. Sie können sich um die Auszeichnung bei der Stadt Göttingen bewerben und von der Verwaltung wird geprüft, ob den Kriterien entsprochen wird.

Als Vorbild kann u.a. die Stadt Osnabrück dienen, in der die Stadtverwaltung Aufkleber für Gastronomie und Geschäfte herausgibt, welche als Stillfreundliche Orte anerkannt sind.

„Initiative fürs Stillen in der Öffentlichkeit

Ist Stillen in der Öffentlichkeit akzeptiert? Diese Frage hat sich die Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung vorgenommen und kommt zu dem Ergebnis: Nur wenige Menschen haben ein Problem damit, wenn Frauen in der Öffentlichkeit stillen – und nur wenige Frauen machen wirklich negative Erfahrungen. Trotzdem könnten die Bedingungen besser sein, wie Beispiele aus anderen Ländern zeigen. In Australien zum Beispiel können Restaurants und Cafés mit einem offiziell eingeführten Sticker ihr Lokal als stillfreundlich kennzeichnen. Und in der Schweiz beispielsweise gibt es eine Still-App, mit der Frauen Stillräume und stillfreundliche Orte finden können. Davon könnten auch die Frauen profitieren, die es bisher vermeiden, in der Öffentlichkeit zu stillen. Die Nationale Stillkommission wirbt daher mit   positiven Botschaften („Stillen ist gesund“, „Stillen wird überall akzeptiert“ und „Stillen kann nicht warten“) für das Stillen an öffentlichen Plätzen.“

Entnommen der Homepage der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)https://www.bzfe.de/inhalt/stillen-in-der-oeffentlichkeit-31053.html