Interfraktioneller Dringlichkeitsantrag für den Rat der Stadt Göttingen am 17.02.2023:
Der Rat möge beschließen:
- Der Rat der Stadt Göttingen zeigt den Opfern des Erdbebens in der Türkei und in Syrien seine tiefe
Anteilnahme und Trauer. - Im Alten Rathaus wird ein Kondolenzbuch ausgelegt, in das sich alle Göttinger*innen, die das möchten, mit
ihren Gedanken, ihrer Trauer, ihren Wünschen eintragen können. - Die Stadt ruft weiterhin zu Spenden auf und veröffentlicht auf ihrer Homepage fortlaufend aktuelle
Spendenkonten von nationalen wie internationalen Hilfsorganisationen, die in den Krisengebieten aktiv sind. - Die Stadt verlinkt auf ihrer Homepage Informationen des Bundes und des Landes für Erdbebenopfer, ihre
Angehörigen, Hilfswillige und Spender*innen. - Die Stadt weist auf ihrer Homepage auf Gedenkgottesdienste der Glaubensgemeinschaften hin.
- Die Stadt stellt im Zeitraum bis zum 30.04. das Alte Rathaus für Benefizveranstaltungen zugunsten der Erdbebenopfer kostenfrei zur Verfügung.
Begründung der Dringlichkeit:
Alle geforderten Maßnahmen müssen unverzüglich veranlasst werden, wenn sie Wirkung zeigen sollen.
Begründung:
Die Katastrophe, die in der Nacht vom fünften auf den sechsten Februar ihren schrecklichen Verlauf
genommen hat, hat vielen Menschen im Südosten der Türkei und im Nordosten Syriens das Leben gekostet – wieviel, das wird sich noch in den kommenden Wochen zeigen. Für die Überlebenden hat sich die Welt für immer verändert und lässt sie verletzt, traumatisiert, obdachlos, familienlos, besitzlos und perspektivlos zurück. Auch Angehörige und Freunde hier in Göttingen sind tief getroffen. Viele haben geliebte Menschen verloren und/oder müssen miterleben, wie ihre Familien und Freunde nun vor dem Nichts stehen. Für sie alle gilt es, ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung zu setzen und ihnen zu vermitteln, dass sie mit ihren Ängsten und Nöten nicht allein sind.
Zurzeit ist in den betroffenen Gebieten die Infrastruktur noch völlig desolat. Menschen übernachten im Freien oder in Autos, bei winterlichen Temperaturen. In Syrien traf das Erdbeben zudem auf bereits vom Krieg gebeutelte Regionen. Insbesondere für vulnerable Menschengruppen, die ihre Familien verloren haben, ist die Lage auch auf längere Sicht besorgniserregend. Im Zuge dessen, denken Angehörige in Deutschland bereits seit dem ersten Tag darüber nach, Betroffene nach Deutschland in Sicherheit zu bringen – mindestens bis die Versorgung im Heimatland wieder gewährleistet werden kann. Auch die Einreise in das Krisengebiet, um vor Ort Hilfe zu leisten, ist für einige Menschen problematisch, etwa aufgrund abgelaufener Aufenthaltstitel.
Hier kann die Stadt Göttingen als „Sicherer Hafen“ eine wichtige Unterstützerin beim Überwinden
bürokratischer Hürden und der Vernetzung der Helfenden sein.